UMGESTALTUNG DER MENSCHLICHEN SIEDLUNG UND LANDSCHAFT
Das Gebiet der Tschechischen Republik ist eine Kulturlandschaft und ihre Entwicklung beeinflussen die hier lebenden Menschen durch ihre Tätigkeit. So auch in dieser Ortschaft. Die Entstehung einer Wohnstätte im Bergland, die notwendige Rodung eines Teiles des Waldes für Felder und Wiesen und darüber hinaus der enorme Verbrauch von Holz des damaligen Mischwaldes als Brennmaterial für den Betrieb der Glashütte hat auch in dieser Lokalität zur Umwandlung des natürlichen Waldes in einen wirtschaftlichen Wald beigetragen. Die Umgestaltung Neu Josefsthals und der unmittelbaren Umgebung dokumentieren Landkarten und Luftaufnahmen. So haben wir die Möglichkeit die Entwicklung dieser Ortschaft und ihrer Umgebung sozusagen während der ganzen Zeit ihres Bestehens zu verfolgen (die Karten und Luftaufnahmen decken sich zeitlich ungefähr mit der Existenz der Ortschaft).
Die Epoche des 18. Jahrhunderts dokumentieren 2 Landkarten – die Karte der sog. 1. Militärkartografie (zu Josef II.) und die Karte der Goldensteiner Herrschaft aus dem Jahre 1788, gezeichnet von Ing. Thomas Widlak. Die erstgenannte stammt aus den Jahren 1764 bis 1768 (Rektifikation 1780 – 1783, im Maßstab 1:28800) und zeigt eine winzige Siedlung inmitten von Wäldern. Man sieht die Betriebsgebäude der Glashütte, die Hütte und das Sägewerk (gekennzeichnet mit einem Mühlenrad). Die Existenz der Glashütte bestätigt auch die Aufschrift „Glas-Hütte“ über den 4 eingezeichneten Häusern (Häuser der Glasbläser) - s. Bild Nr. 1. Weiter sind die umliegenden Wälder, Wege und Wasserläufe eingezeichnet. Bei dieser Art von Kartografie muss man jedoch bedenken, dass die Lokalisierung der Ortschaft und Platzierung der Häuser nur annähernd ist. Damals ritten die Offiziere des militärischen topografischen Dienstes auf Pferden durch das Land und kartierten das Terrain und die Siedlungen nur durch Beobachtungen.
Bild Nr. 1 – Neu Josefsthal auf der Karte der 1. Militärkartografie 1764 – 1768Die Karte der Herrschaft Goldenstein aus dem Jahren 1788 von Ing. Thomas Widlak, s. Bild Nr. 2, ist noch nord-südlich orientiert. Deshalb ist die Platzierung der Häuser verkehrt als bei den anderen Landkarten. Im Gegensatz zu der Karte der 1. Militärkartografie zeigt sie detailliert die Situierung der Ortschaft im Terrain, einzelne Gebäude, angrenzende Felder, Wasserläufe, umliegende Wälder und Verkehrswege. Genau eingezeichnet sind die Betriebsbauten der Glashütte – das Sägewerk mit dem Symbol des Mühlenrades, das Gebäude der Glashütte mit dem Symbol des Kreuzes oder Bildstockes (der Zusammenhang beider Objekte ist wichtig). Die Situierung der weiteren Häuser auf der Landkarte entspricht fast genau der Wirklichkeit, ebenso auf den späteren Landkarten. Deshalb wird sie als wichtige Informationsquelle betrachtet.
Bild Nr. 2 – Neu Josefsthal auf der Landkarte von ing. Thomas Widlak aus dem Jahre 1788Die Zeit des 19. Jahrhunderts zeigt die Landkarte, die sog. „Indikationsskizze der Katasterkarte“ der territorialen Ortschaft Neu Ullersdorf aus dem Jahre 1834, wo man die Ortschaft Neu Josefsthal sieht – s. Bild Nr. 3. Es handelt sich um eine Handkarte von Neu Josefsthal mit eingetragenen Namen der Eigentümer der Grundstücke, Hausnummern, der angebauten Produkte, der Beschaffenheit der Parzellen und Nummern der Grenzsteine an der Ortsgrenze. Die Gebäude der Ortschaft sind mit gelber Farbe koloriert, die man für Holzhäuser gebrauchte. Weiter benützte man für Häuser rote Farbe für steinerne Bauten. Auf dieser Landkarte ist rot nur ein einziges Objekt in der Ortschaft koloriert (Objekt Nr. 15), ursprünglich die Herrschaftskammer mit dem Lager für Glas, wie aus Archivmaterialien ersichtlich ist. Auf dieser Landkarte sind bei den Häusern weiter die Seiten mit dicken schwarzen Strichen hervorgehoben. So hat man den Haupteingang in ein Gebäude und seine Vorderfront markiert. Die Wasserflächen waren blau koloriert, Gärten, Wiesen, Weiden in verschiedenen Nuancen grün, die Wälder in dunkelgrau. Durch ihre ausführliche Beschreibung, präzisierte Färbung je nach Bepflanzung und Tatsachenbeschreibung gibt diese Indikationsskizze eine sehr genaue Übersicht von der zeitgemäßen Landschaft, Wirtschaft und Demografie.
Bild Nr. 3 – Neu-Josefsthal auf der Landkarte der sog. Indikationsskizze der Katasterkarte aus dem Jahre 1834Die zweite Landkarte, die die Situation der Ortschaft und ihrer Umgebung im 19. Jahrhundert wiedergibt, ist die Landkarte der II. Militärkartografie (1836 – 1852, Maßstab 1:28800), s. Bild Nr. 4. Als Unterlage dienten Landkarten des sog. Stabilkatasters. Es stellt schematisch die Platzierung der Häuser dar, von welchen das größte die Nr. 2 – das Gasthaus ist. Das Gebäude der ehemaligen Glashütte (Nr. 1) ist hier als winziger Bau eingezeichnet und dokumentiert die Stelle 46 Jahre nach ihrer Schließung. Die Landkarte beinhaltet eine Reihe interessanter Ortsbezeichnungen in der Umgebung der Ortschaft.
Bild Nr. 4 – Neu Josefsthal auf der Landkarte der sog. II. Militärkartografie im Jahre 1836Die Situation der Ortschaft in der 1. Hälfte des 20. Jahrhundert hält die sog. reambulierte Spezialkarte fest, die von der sog. III. Militärkartografie im Maßstab von 1:75000 ausgeht (Original der Landkarte des III. Militärkartografie aus den Jahren 1876-1878 ist nicht zur Verfügung). Abgebildet sind auf ihr die Ortschaft und ihre Umgebung mit den örtlichen und lokalen Ortsnamen der umliegenden Orte, wie auch die Waldeisenbahnstrecke Franzenthal – Neu Josefsthal, die im Raum des Bremsberges endet, s. Bild Nr. 5.
Bild Nr. 5 – Neu-Josefsthal auf der reambulierten Spezialkarte, 1. Hälfte des 20. JahrhundertsEin interessantes Dokument über den Stand von Neu Josefsthal aus dem Jahre 1953 ist die Aufnahme aus der Ortho-Fotokarte in schwarz-weißer Ausführung vom Verteidigungsministerium der CR. Man sieht die noch unbeschädigte Ortschaft mit allen Objekten, wie auch den Zustand der umliegenden Waldungen, s. Bild Nr. 6.
Bild Nr. 6 – Neu Josefsthal im Jahre 1953Die Veränderung der Stelle, wo früher die Ortschaft Neu Josefsthal stand, zeigt in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Aufnahme einer Orthofotokarte aus dem Jahre 2009 samt Projektion der Aufnahme des historischen Grundkataster, s. Bild Nr. 7.
Bild Nr. 7 – Neu Josefsthal – gegenwärtiger Zustand mit der Projektion des GrundkatastersDie vorgelegten Landkarten und Aufnahmen der Orthofotokarten zeigen die Veränderung der Ortschaft und ihrer Umgebung ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Es ist offensichtlich, dass die Ortschaft ihre Grundparameter (Ausmaß, Situierung der Gebäude) vielleicht mit kleineren Änderungen bis zu der Zeit ihres Verschwindens behalten hat. Vor allem die Aufnahmen der beiden Orthogotokarten belegen die grundsätzliche Veränderung des Ortes von der unversehrten Ortschaft bis hin zum mit hochgewachsenen Bäumen bewaldeten Ort. Er verbirgt die liquidierte Ortschaft, von der nur noch das ehemalige Forsthaus übrig blieb. Erkennbar ist vor allem die Grenze der Waldungen unterschiedlichen Alters, welche die Grenze der einst bebauten Felder, Wiesen, Gärten der Ortschaft und Wälder kopiert. Sie unterstreicht damit das bittere Schicksal dieser idyllisch gelegenen landwirtschaftlichen Ortschaft mit ihrer Glasmachervergangenheit.
Das letzte Foto ist die sog. perspektivische 3D-Darstellung der Ortschaft aus der Hälfte des 20. Jahrhundert aufgrund erhaltener Aufnahmen, Landkarten-Unterlagen und Fotos von Orthofotokarten. Sie wurden mithilfe von frei zugänglichen Internetanwendungsprogrammen erstellt. Das Gelände wurde mithilfe des Google-Earth-Programm modelliert, die Oberfläche wurde mit der Basis der Orthofotokarten-Aufnahmen erstellt (aus dem Jahre1953) und die Gebäudemodelle im SkechUp-Programm 2014 konstruiert. Die Visualisierung ermöglicht so einen Blick in die Vergangenheit mittels einer Darstellung im virtuellen Zeitraum.
Bild Nr. 8 – Perspektivische 3D-Darstellung Neu JosefsthalsVERWENDETE LITERATUR:
Mapa I. vojenského mapování - Morava, mapový list č. 5. [online]. [Cit. 28. 4. 2014].
Dostupné z URL: http://oldmaps.geolab.cz/map_viewer.pl?z_height=800&lang=cs&z_width=800&z_newwin=0&map_root=1vm&map_region=mo&map_list=m005; © 1st Military Survey, Section No. 5, Austrian State Archive/Military Archive, Vienna.
Státní okresní archiv Šumperk, fond Archiv obce Branná, inv. č. 235 (Mapa panství Kolštejn [dnes Branná] z roku 1788 kreslená Thomasem Widlakem).
Mapa indikační skici katastrálního území Nové Losiny, sign. MOR170718340 [online]. [Cit. 28. 4. 2014].
Dostupné z URL: http://www.mza.cz/indikacniskici/index.php#show:MOR170718340
Mapa II. vojenského mapování - Morava, mapový list O_3_IV. [online]. [Cit. 28. 4. 2014].
Dostupné z URL: http://oldmaps.geolab.cz/map_viewer.pl?z_height=800&lang=cs&z_width=800&z_newwin=0&map_root=2vm&map_region=mo&map_list=O_3_IV; © 2st Military Survey, Section No. O_3_IV, Austrian State Archive/Military Archive, Vienna.
Reambulovaná speciální mapa vycházející z III. vojenského mapování - 1 : 75 000, mapový list 3958.
Dostupné z URL: http://oldmaps.geolab.cz/map_viewer.pl?z_height=900&lang=cs&z_width=1100&z_newwin=0&map_root=3vm&map_region=75&map_list=3958
Ortofotomapa Josefové z roku 1953 [online]. [Cit. 28. 4. 2014]. Dostupné z URL: http://kontaminace.cenia.cz (Mapové podklady poskytl VGHMUř Dobruška, ©MO ČR 2009)
Ortofotomapa Josefové z roku 2009 [online]. [Cit. 28. 4. 2014]. Dostupné z URL: http://kontaminace.cenia.cz (Mapové podklady poskytl VGHMUř Dobruška, ©MO ČR 2009)
HÝBL, Štěpán: Perspektivní 3D vizualizace zaniklé osady Josefová : středoškolská práce v rámci Regionálního centra inovací VOŠ a SPŠ Šumperk pro Státní okresní archiv Šumperk, Šumperk: VOŠ a SPŠ Šumperk, 2014, vedoucí práce Pavel Mareš.